Zum bereits 20. Mal wurde der Hamburger Inklusionspreis an besonders engagierte Betriebe und Unternehmen verliehen. Im Rahmen eines Senatsempfangs würdigten Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank und die Senatskoordinatorin für Menschen mit Behinderungen, Ulrike Kloiber, mehrere Unternehmen, die sich in außergewöhnlicher Form für die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen einsetzen. Der Inklusionspreis 2021 wurde pandemiebegingt verschoben.

Gleichstellungsenatorin Katharina Fegebank: „Der Weg in eine inklusive Gesellschaft, in der in allen Lebensbereichen die gleichen Möglichkeiten bieten, ist immer eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Mit dem Hamburger Inklusionspreis würdigen wir nun mehrere Betriebe und Unternehmen, die sich mit viel Leidenschaft und großem Engagement für die Ausbildung oder Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen einsetzen. Den Preisträger:innen gratuliere ich ganz herzlich zu ihrer Vorbildfunktion und dieser tollen Auszeichnung. Alle Menschen bereichern unsere Stadt, denn Hamburg geht nur zusammen. Dies ist ein Leitspruch, an dem wir uns alle messen lassen wollen.“

Ulrike Kloiber, Senatskoordinatorin für Menschen mit Behinderung: „Menschen, die ihren Fähigkeiten entsprechend beschäftigt werden und von ihrer Arbeit leben können, sind hoch motiviert, unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Davon profitiert der Betrieb bzw. das Unternehmen genauso wie die Beschäftigten selbst. Häufig hören wir, dass sich das Arbeitsklima verbessert und die Kolleg*innen mehr aufeinander achten. Zunehmend haben daher Personalverantwortliche Menschen mit Behinderungen bei Neueinstellungen im Blick, die es trotz guter Qualifikation immer noch ungleich schwerer haben, eine feste Stelle auf dem 1. Arbeitsmarkt zu bekommen. Uns ist es wichtig, die vielen guten Beispiele für gelebte Inklusion am Arbeitsplatz bekannt zu machen und zu würdigen. Sie können andere Unternehmen und Betriebe zum Nachahmen anregen und aufzeigen, wie wertvoll die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen ist.“

Jens Nübel, Vorstandsvorsitzender der ARGE der Schwerbehindertenvertretung der freien Wirtschaft: „Die Verleihung des Inklusionspreises ist für Hamburger Betriebe und Unternehmen Motor und Würdigung zugleich. Ihr vorbildliches Engagement für mehr Beschäftigung und Ausbildung von Menschen mit Behinderungen sehe ich als Leuchtturmprojekt mit einer Signalwirkung für weitere Unternehmen an. Alle Hamburger Schwerbehindertenvertretungen engagieren sich gemeinsam mit dem Hamburger Senat und der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen für eine erfolgreiche Inklusion auf dem Hamburger Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft.“

Hamburger Inklusionspreis

Der Hamburger Inklusionspreis wird an Unternehmen und Betriebe verliehen, die sich in herausragender Weise für die Beschäftigung und/oder Ausbildung von Menschen mit Behinderungen einsetzen. Die Senatskoordination für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen verleiht seit 2001 alle zwei bis drei Jahre in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Vertrauenspersonen von Menschen mit Behinderung den Preis.

Die Chancen von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu bekommen, sind trotz guter Voraussetzungen ungleich schwerer als für Menschen ohne Behinderung. Deshalb haben sich Senatskoordination und die Arbeitsgemeinschaft Vertrauenspersonen – Hamburger Wirtschaft schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, um Betriebe und Unternehmen zu suchen, denen bewusst ist, dass sie vom vielfältigen Erfahrungsschatz ihrer unterschiedlichen Mitarbeiter:innen profitieren. Es existieren viel mehr gelungene Beispiele beruflicher Inklusion als in der Öffentlichkeit bekannt ist. Weil gute Vorbilder zum Nachahmen anregen, werden die Menschen hinter den besonders gelungenen Aktivitäten geehrt und ihr Engagement im Rahmen des Inklusionspreises ganz besonders hervorgehoben.

Die gleichberechtigten Preisträger:innen

Gut Gefragt:
Das Unternehmen macht Meinungsforschung für Menschen mit Behinderung. Der Betrieb bildet für diese Tätigkeit Menschen mit Behinderung zu Evaluations-Fachkräften aus und übernimmt sie anschließend in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Die Menschen werden nach Tarif bezahlt. Das Besondere daran ist, dass sie auf Grund ihrer eigenen Behinderung als Expert*innen angesehen werden und diese sogar Voraussetzung für die Ausbildung und anschließende Beschäftigung ist.

Runawerk:
Die Firma Runawerk beschäftigt seit Jahren schwer beeinträchtigte Menschen. Individuell auf sie abgestimmt werden mit viel Respekt und Geduld Wege gesucht, um den Menschen mit Behinderung die Aufgaben zu erleichtern und sie gleichzeitig zu fördern und ihnen mehr Verantwortung zu übertragen. Dieser Einsatz erfordert viel Zeit und Vertrauen in die Beschäftigten, denn Fehler führen zu Verzögerungen und kosten auch Geld.

Klinik Logistik & Engineering:
Klinik Logistik & Engineering hat den Schwerpunkt bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf gehörlose Mitarbeitende gelegt. Der für sie vorgesehene Arbeitsbereich erfordert eine hohe Konzentration, da die präzise Arbeit für Patient*innen lebensnotwendig sein kann. Die Erfahrungen der Firma haben gezeigt, dass gehörlose MA anders und besser hingucken. Genau diese Fähigkeiten werden im Bereich der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte benötigt. Das Unternehmen hat mit verschiedenen Organisationen zusammen gearbeitet, u.a. dem Integrationsamt. Andere Kliniken können dieses Arbeitsmodell unkompliziert übernehmen.

Herausragend bewertete die Jury ebenfalls die Entwicklung einer innovativen Software, die gehörlosen Menschen den Zugang zu Ausbildung, Studium und/oder Beruf in naturwissenschaftlichen Berufsfeldern ermöglicht und vergab deshalb erstmalig einen Innovationspreis an die Firma Workplace Solutions.