Vom 15. September an stehen in einem ersten Schritt in der Immobilie Repsoldstraße 27 im Hamburger Münzviertel 30 Übergangsplätze für suchtkranke- und obdachlose Menschen zur Verfügung. In einem zweiten Schritt soll im kommenden Winter vor Ort eine Psychiatrische Schwerpunktambulanz eröffnen. In enger Zusammenarbeit mit Trägern der Drogen-, Sucht- und Obdachlosenhilfe sind weitere Hilfe- und Beratungsangebote in Planung, die das Umfeld des Hauptbahnhofs weiter entlasten sollen. Das städtische Sozialunternehmen F&W Fördern & Wohnen AöR hatte das Gebäude im vergangenen Jahr im Auftrag der Sozialbehörde gekauft. Die steg Hamburg mbH begleitet die Entwicklung der Immobilie und führt einen breit angelegten Dialogprozess durch, der sich an die Bürgerinnen und Bürger und Anrainende richtet.

Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: „Hilfe und Stadtverträglichkeit gehen Hand in Hand – daran orientieren wir unsere sozialpolitischen Maßnahmen. Unterstützung muss dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht wird: im direkten Umfeld des Bahnhofs. Deshalb hat F&W die Immobilie in der Repsoldstraße 27 gezielt erworben. Dort entsteht ein Modellprojekt, das bundesweit Maßstäbe setzt – mit medizinischer und psychiatrischer Erstversorgung, niedrigschwelligen Hilfen, tagesstrukturierenden Angeboten und individueller Beratung. Unser Ziel ist es, die Lebenssituation von suchtkranken und obdachlosen Menschen nachhaltig zu verbessern und ihnen eine Perspektive jenseits der Straße zu bieten. Gleichzeitig schaffen wir so Entlastung für den öffentlichen Raum. Mit den nun startenden Übergangsplätzen entsteht ein erster wichtiger Baustein dieses umfassenden Angebots.“

Dr. Arne Nilsson, Geschäftsführer F&W: „Wir freuen uns, dass nach einem Jahr Planung und Bauphase das Haus mit seinem ersten Angebot in Betrieb geht und wir mit dem Suchthilfe- und Wohnungslosenhilfeträger Jugendhilfe e. V. den ersten neuen Mieter begrüßen können.“

Die 30 betreuten Übergangsplätze in Einzel- und Doppelzimmern, die ab dem 15. September schrittweise belegt werden, sind ein Angebot des Projekts Nox des Trägers Jugendhilfe e. V.. Es bietet suchtkranken und obdachlosen Menschen einen niedrigschwelligen und unbürokratischen Zugang zu Hilfeleistungen. Das Ziel ist, die Menschen so weit sozial, körperlich und psychisch zu stabilisieren, dass sie weiterführende Hilfe annehmen können – etwa die Überleitung in eine Anschlussmaßnahme der Eingliederungshilfe, der medizinischen Rehabilitation, Unterstützung beim Jobcenter oder bei der Wohnraumsuche. Aufgenommen werden Personen, die zuvor im Projekt Nox im Besenbinderhof stabilisiert wurden.

Christine Tügel, Vorständin Jugendhilfe e. V.: „Mit den Übergangsplätzen bieten wir schwer suchtkranken obdachlosen Menschen einen elementar wichtigen Schutzraum, der es ihnen ermöglicht, Stabilität und Motivation für den Ausstieg aus der Sucht zu gewinnen und sich unabhängig von der Szene zu machen. Damit holen wir sie dort ab, wo sie sind und bieten ihnen neue Perspektiven.“

Viele suchtkranke Menschen leiden gleichzeitig an psychischen Erkrankungen. Hier wird die Psychiatrische Schwerpunktambulanz ansetzen, die im Winter 2025/2026 eröffnet werden soll. Sie wird von Asklepios betrieben und ist Teil des Hamburger Landespsychiatrieplans, der die psychische Versorgung schwer kranker Menschen verbessern soll. Die Ambulanz arbeitet niedrigschwellig und zielt auf eine nachhaltige Verbesserung der Lebenslage. Durch Frühintervention, risikoorientierte Diagnostik, sozialpsychiatrische Stabilisierung und gezielte Vermittlung soll eine forensische Entwicklung verhindert werden. Fachärztinnen und -ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen sowie Pflegekräfte werden in der Ambulanz eng zusammenarbeiten. Ergänzt wird das Angebot durch aufsuchende Betreuung in Kooperation mit dem Projekt SAFE des UKE.

Sozial- und gesundheitliche Maßnahmen wurden bereits verstärkt
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Senat neben ordnungs- und sicherheitspolitischen Maßnahmen zahlreiche sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Lebensbedingungen obdachloser und suchtkranker Menschen spürbar zu verbessern und das Umfeld des Hauptbahnhofs zu entlasten.

Seit März 2024 setzt die Sozialbehörde Sozialraumläuferinnen und Sozialraumläufer ein. Sie sind ein Bindeglied zwischen den ordnungspolitischen Akteuren und der Straßensozialarbeit und sind bereits zu einer wichtigen und festen Größe im Sozialraum rund um den August-Bebel-Park geworden. Seit April vergangenen Jahres ist der bei der Bahnhofsmission angesiedelte Social Hub ein Türöffner und Wegweiser in die Hilfe- und Beratungslandschaft.

Der vom Bezirk Mitte verantwortete Umbau des August-Bebel-Parks verfolgt das Ziel, die anliegende Kontakt- und Beratungsstelle Drob Inn als einen zentraler Anlaufpunkt für suchtkranke Menschen im direkten Bahnhofsumfeld zu stärken. Seit Januar 2025 bietet das Streetwork-Mobil schnelle und flexible Hilfe vor Ort. Es vermittelt direkt in Hilfs- und Beratungsangebote und stärkt damit die aufsuchende Straßensozialarbeit.

Zudem wurde die Straßensozialarbeit neu aufgestellt. Künftig sollen die Mitarbeitenden ihre Klientel stärker aufsuchen und beharrlicher als bisher dazu animieren, Hilfs- und Beratungsangebote auch wirklich anzunehmen. Dafür wird die Straßensozialarbeit auch finanziell gestärkt.

Laufender Dialog
Die Sozialbehörde arbeitet eng mit Trägern der Drogen-, Sucht- und Obdachlosenhilfe zusammen, um in der Immobilie Repsoldstraße neue Angebote zu entwickeln, die die Lebenssituation suchtkranker und obdachloser Menschen verbessern. Ein entsprechendes Nutzungskonzept wird im Spätherbst vorgestellt und berücksichtigt die Ergebnisse des seit April laufenden Dialogprozesses, den die steg Hamburg mbH im Auftrag der Sozialbehörde durchführt. Im Mittelpunkt steht hier zunächst der Austausch mit Anwohnerinnen und Anwohnern, Nachbarinnen und Nachbarn und Interessierten aus dem Umfeld des Hauptbahnhofs.

In regelmäßigen Sprechstunden im Freiraum im Museum für Kunst & Gewerbe können Anliegen, Beobachtungen und Fragen rund um die Themen Drogen, Sucht und Obdachlosigkeit oder die Immobilienkonzeption Repsoldstraße 27 eingebracht werden. Darüber hinaus sind Informationsveranstaltungen, gemeinsame Besuche bei Trägern der Sucht- und Obdachlosenhilfe sowie die Präsenz z. B. bei Stadtteilfesten geplant, um den Dialog kontinuierlich zu fördern und aktuelle Entwicklungen transparent zu machen.

Weitere Informationen gibt es im Internet: Repsoldstraße 27 – hamburg.de.