Hildegardis-Verein vergibt Plätze an Studentinnen mit Behinderung und Arbeitgeber*innen

Für Frauen mit Behinderung ist die Arbeitswelt häufig nicht inklusiv, was sich etwa an Stellenausschreibungen und Bewerbungsverfahren zeigt. Zugleich gibt es viele Unternehmen und Institutionen, die als Arbeitgeber motiviert sind, daran etwas zu verändern. Um hier anzusetzen, startet der Hildegardis-Verein das innovative Projekt „InklusionsGuides“. Es bringt Arbeitgeber*innen und Frauen mit Behinderung zusammen und verändert die Perspektive, indem Expert*innen in eigener Sache als Berater*innen die Unternehmen darin unterstützen, ihr Recruiting und ihre Arbeitsumgebung geschlechtergerechter und inklusiver zu gestalten.
Dabei wird auf zwei Ebenen angesetzt: Es werden auf der Handlungsebene konkrete Veränderungen umgesetzt, und gleichzeitig auch zugrundeliegende Denkmuster (sog. Unconscious Bias) reflektiert. Im Herbst wird die erste von zwei Guidance-Phasen beginnen, an der sich sechs Arbeitgeber*innen beteiligen können. Die KfW Bankengruppe, die Polizei Bonn, die Stadt Bonn, die Universität Bonn und die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft haben bereits ihr Interesse an einer Teilnahme signalisiert.

„Das große Interesse von Seiten der Arbeitgeber zeigt, dass es Veränderungsbereitschaft und Gestaltungswillen hin zu einer inklusiven Arbeitswelt gibt. Das freut uns sehr,“ äußert die stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Dr.in Hannah Schepers. Weitere sechs Arbeitgeber-Plätze sind für das Folgejahr zu vergeben. Parallel startet ab sofort die Ausschreibung für die zukünftigen InklusionsGuides. Bewerben können sich Studentinnen und Absolventinnen mit Beeinträchtigung, die ihr Wissen und ihre Bedarfe als zukünftige Arbeitnehmerinnen diesem Vorhaben zur Verfügung stellen möchten. „Die Studentinnen eröffnen den Arbeitgebern eine wertvolle Sicht auf die zukünftige Generation von Arbeitnehmerinnen, während die Studentinnen durch die Mitarbeit ihr Netzwerk erweitern, und Erfahrungen im Arbeitskontext erwerben. Das Projekt InklusionsGuides ist so für beide Seiten ein Gewinn und soll die Arbeitswelt inklusiver gestalten,“ so Schepers.

Das Vorhaben, das vom Bonner Hildegardis-Verein in Kooperation mit der Aktion Mensch ins Leben gerufen wurde, sieht zwei Durchgänge vor. An jeder dieser beiden „Guidance-Phasen“ können je zwölf Studentinnen/Absolventinnen und sechs Arbeitgeber*innen teilnehmen. Dabei beraten die InklusionsGuides (jeweils zwei Absolventinnen oder Studentinnen mit Behinderung) über ein Jahr ein ausgewähltes Unternehmen. Mit Verantwortlichen aus Management, Recruiting und Employer Branding sowie Auszubildenden wird der Ist-Zustand analysiert und in Design-Thinking-Ansätzen konkrete Maßnahmen zur Förderung einer inklusiveren Arbeitskultur erarbeitet. Im Projektzeitraum sollen bereits einzelne inklusive Maßnahmen erprobt werden. Wie nötig dies ist, zeigt die Studie zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt der Aktion Mensch aus dem Jahr 2021. Sie offenbarte gravierende geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Teilhabe am Erwerbsleben. „Dem wollen wir mit dem Projekt InklusionsGuides entgegentreten. Es gibt noch viel Handlungsbedarf, damit besonders Frauen mit Beeinträchtigungen uneingeschränkt am Arbeitsleben teilhaben und ihre Kompetenzen selbstverständlich einbringen können,“ sagte Schepers vom Hildegardis-Verein.

Christina Marx, Leiterin Aufklärung und Kommunikation bei der Aktion Mensch, freut sich über das Projekt: „Frauen mit Schwerbehinderung werden im Erwerbsleben vielfach diskriminiert. Das fängt oftmals im Bewerbungsprozess schon an und setzt sich im Berufsleben fort, etwa durch schlechtere Aufstiegschancen und geringere Bezahlung. Das Projekt ‚InklusionsGuides‘ setzt hier konkret mit dem Peer-Beratungsansatz an,“ so Marx.

Bis zum 31. August 2022 können sich Studentinnen und Unternehmen um eine Teilnahme für die erste Guidance-Phase bewerben. Informationen finden sie hier: https://www.hildegardis-verein.de/inklusionsguides-studentinnen.html und hier: https://www.hildegardis-verein.de/Inklusionsguides-arbeitgeber-innen.html.
Das Projekt „InklusionsGuides – Der innovative Weg zu mehr Diversität in der Arbeitswelt“ startete im Januar 2022 und dauert bis Ende 2024. Es wird von der Aktion Mensch gefördert.